2025 Hans Peylo

GESCHICHTEN

AR-MEN….HÖLLE der HÖLLEN
Eine Geschichte von Martin Meinhardt inspiriert von Realität und Fantasie

Wir schreiben das Jahr 1880. Drei Arbeiter wurden auf den Leuchtturm Ar Men geschickt. Sie sollten dort noch die Inneneinrichtung fertigstellen. Dafür hatte man maximal eine Woche eingeplant. Sie waren ein eingespieltes Team. Jeder von ihnen wusste genau, was er zu tun hatte.

Der Leuchtturm lag einsam im Atlantik, kilometerweit von der bretonischen Küste entfernt. Erbaut auf einem Felsen, daher sein Name „Ar-Men“, der Felsen. Dort zu arbeiten, das konnte dann schon mal aufs Gemüt schlagen. Doch dagegen sprach die üppige Bezahlung. Und nur eine Woche Arbeit. Sie waren mit allem, was sie brauchten, für zwei Wochen ausgestattet. Wenn sie Pech hätten, könnte schon mal ein schwerer Sturm aufkommen. Aber nicht länger als zwei Tage. Also hatte man ihnen genug Proviant mitgegeben, dass sie die kurze Zeit locker überbrücken könnten.

Was sprach also dagegen? Nichts, dachte auch Marie Durand, die Journalistin aus Roubaix, die zu diesem Leuchtturm recherchierte. Sie war gespannt, wie es weiter gehen würde.

Die ersten drei Tage verliefen völlig problemlos. Und die Arbeiter kamen erstaunlich gut voran. Aus einer Woche könnten auch nur fünf Tage werden, gut verdientes Geld. Dann hätten sie hier noch zwei Tage Freizeit. So einfach war das. Wein hatten sie genug eingepackt. Also ließen sie es sich trotz harter Arbeit und rauer See an den langen Abenden gut gehen. Das konnten sie sich bei der guten Bezahlung auch leisten.

Dann aber kam der Sturm. Der schlimmste und der längste, den es jemals gab. Nach ihm gab es keine Superstürme mehr wie diesen. Nicht in den Ausmaßen. Und nicht von der Dauer. Zwei Wochen sollte er über dem Atlantik nahe der bretonischen Küste wüten. Wellen türmten sich bis zu 30 Meter auf. Nicht an der Küste, sondern auf der See. Und mitten drin der Leuchtturm Ar Men. Es führte dazu, dass sie bei weniger heftigen Wellengang von außen die Fenster mit den Blechen, die eigentlich für die unteren Außenmauern als Wellenschutz gedacht waren, verbarrikadierten mussten, damit weder Wind noch Wasser in den Leuchtturm eindringen konnten.

Nun waren sie komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Innen war es stockdunkel. Außer Kerzenlicht hatte sie nichts mehr. Aber das reichte nicht weit. Und die Kerzen wurden auch immer rarer. Also mussten sie damit haushalten. In ihre Schlafstätten mussten sie in völliger Dunkelheit finden. Die wenigen Kerzen brannten nur noch im Aufenthaltsraum. Der Wohnküche, an der auch ihre Vorratskammer mit dem Kerzenvorrat angeschlossen war. Sie führten einen Wachdienst ein. Vier Stunden, dann Ablöse. Vier stunden in alleiniger Isolation konnte lang werden. Und da hörte man schon mal Geräusche. Komische Geräusche. die irgendwie nicht dahin passten.

Im zweiten Stockwerk fühlten die drei Arbeiter sich vor dem Sturm sicher. Das tosende Geräusch der Brecher, die gegen den Leuchtturm schlugen, kannten sie zur Genüge. Aber was Yannik eben gehört hatte, war damit nicht vergleichbar. Es war menschlich. Und das machte ihm Angst. Die Stimme war eindeutig weiblich. Da stimmte etwas nicht. Und er hörte zudem eine offene Tür in die Angeln schlagen. Von ganz unten. Das durfte nicht sein, Sie hatten natürlich die Zugangstür zum Leuchtturm wegen des Sturmes verriegelt. Jetzt schien sie sperrangelweit offen zu stehen. Er hörte sie laut klappern. Er musste sie schließen. Sofort, denn sonst würde der Wellengang die Tür aus den Angeln heben. Und dann käme das Wasser in den Turm hinein. Das könnte dazu führen, dass der ganze Turm zerstört werden könnte. Dann würde er einstürzen. Dass musste er auf jeden Fall verhindern. Und von dort schienen auch die menschlichen Geräusche zu kommen. Ein weiblich klingendes Jammern. Natürlich würde er sofort nachsehen, ob da nicht Menschen an ihrem Leuchtturm gestrandet wären. Könnte doch sein. Bei diesem Wetter wäre es durchaus denkbar. Aber als er die Treppe im Turm nach unten ging, überkam ihn ein mulmiges Gefühl. Hieß es nicht, die alten Geister herrschten noch hier? Das Wehklagen der Frauenstimmen wurde lauter, je mehr er die Treppe zum Eingang des Leuchtturmes hinunter schritt. Und er wollte natürlich nur helfen.

Unten angekommen öffnete er die Tür des Leuchtturmes und rechnete mit heftigen Sturmböen und Gischt. Doch nichts davon geschah. Er sah drei wunderschöne Frauen auf dem Felsen oberhalb der Anlegestelle hocken. Bitte rette uns, waren die Worte der Frauen, die ihn in einen Bann sogen. aus dem er nicht mehr zurückkommen sollte. Was dann kam, war für Marie Durand durchaus nachvollziehbar, soweit es den Tatsachen entsprach. Doch alles andere blieb auch für sie ein Rätsel, doch berichten musste sie es ja. Was war passiert? Nach drei Tagen ließ der Monstersturm endlich nach. Es wurde ein Boot zum Leuchtturm Ar Men hinausgeschickt. Geplant war, die drei Handwerker aus ihrer sturmbedingten Isolation zu befreien und durch ein neues Team zu ersetzten. Immerhin waren sie wegen des Sturmes schon seit zwei Wochen dort gefangen gewesen.

Als die Retter die Eingangstür über den felsigen Zugang zum Leuchtturm erreicht hatten, stellten sie fest: Die massive Holztür, die gerade vor solchen Stürmen wie jetzt gerade überstanden, schützen sollte, war nur angelehnt. Sie betraten in die völlige Stille und Schwärze des Leuchtturmes ein. Keine Kerze brannte. Nichts. Einfach nichts. Von den drei Arbeitern fehlte jede Spur.

Man hat bis heute nicht klären können, was sich damals, im Jahr 1880 auf dem Leuchtturm Ar Men nach dem schlimmsten Sturm aller Zeiten zugetragen hat. Aber das gehört dazu: Mythen und Legenden. Und daher gab man ihm an den Kaminen bretonischer Häuser den Namen „Hölle der Höllen“.

AR-MEN….HÖLLE der HÖLLEN
Eine Geschichte von Martin Meinhardt inspiriert von Realität und Fantasie
Wir schreiben das Jahr 1880. Drei Arbeiter wurden auf den Leuchtturm Ar Men geschickt. Sie sollten dort noch die Inneneinrichtung fertigstellen. Dafür hatte man maximal eine Woche eingeplant. Sie waren ein eingespieltes Team. Jeder von ihnen wusste genau, was er zu tun hatte. Der Leuchtturm lag einsam im Atlantik, kilometerweit von der bretonischen Küste entfernt. Erbaut auf einem Felsen, daher sein Name „Ar-Men“, der Felsen. Dort zu arbeiten, das konnte dann schon mal aufs Gemüt schlagen. Doch dagegen sprach die üppige Bezahlung. Und nur eine Woche Arbeit. Sie waren mit allem, was sie brauchten, für zwei Wochen ausgestattet. Wenn sie Pech hätten, könnte schon mal ein schwerer Sturm aufkommen. Aber nicht länger als zwei Tage. Also hatte man ihnen genug Proviant mitgegeben, dass sie die kurze Zeit locker überbrücken könnten. Was sprach also dagegen? Nichts, dachte auch Marie Durand, die Journalistin aus Roubaix, die zu diesem Leuchtturm recherchierte. Sie war gespannt, wie es weiter gehen würde. Die ersten drei Tage verliefen völlig problemlos. Und sie kamen erstaunlich gut voran. Aus einer Woche könnten auch nur fünf Tage werden, gut verdientes Geld. Dann hätten sie hier noch zwei Tage Freizeit. So einfach war das. Wein hatten sie genug eingepackt. Also ließen sie es sich trotz harter Arbeit und rauer See an den langen Abenden gut gehen. Das konnten sie sich bei der guten Bezahlung auch leisten. Dann aber kam der Sturm. Der schlimmste und der längste, den es jemals gab. Nach ihm gab es keine Superstürme mehr wie diesen. Nicht in den Ausmaßen. Und nicht von der Dauer. Zwei Wochen sollte er über dem Atlantik nahe der bretonischen Küste wüten. Wellen türmten sich bis zu 30 Meter auf. Nicht an der Küste, sondern auf der See. Und mitten drin der Leuchtturm Ar Men. Es führte dazu, dass sie bei weniger heftigen Wellengang von außen die Fenster mit den Blechen, die eigentlich für die unteren Außenmauern als Wellenschutz gedacht waren, verbarrikadierten mussten, damit weder Wind noch Wasser in den Leuchtturm eindringen konnten. Nun waren sie komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Innen war es stockdunkel. Außer Kerzenlicht hatte sie nichts mehr. Aber das reichte nicht weit. Und die Kerzen wurden auch immer rarer. Also mussten sie damit haushalten. In ihre Schlafstätten mussten sie in völliger Dunkelheit finden. Die wenigen Kerzen brannten nur noch im Aufenthaltsraum. Der Wohnküche, an der auch ihre Vorratskammer mit dem Kerzenvorrat angeschlossen war. Sie führten einen Wachdienst ein. Vier Stunden, dann Ablöse. Vier stunden in alleiniger Isolation konnte lang werden. Und da hörte man schon mal Geräusche. Komische Geräusche. die irgendwie nicht dahin passten. Im zweiten Stockwerk fühlten die drei Arbeiter sich vor dem Sturm sicher. Das tosende Geräusch der Brecher, die gegen den Leuchtturm schlugen, kannten sie zur Genüge. Aber was Yannik eben gehört hatte, war damit nicht vergleichbar. Es war menschlich. Und das machte ihm Angst. Die Stimme war eindeutig weiblich. Da stimmte etwas nicht. Und er hörte zudem eine offene Tür in die Angeln schlagen. Von ganz unten. Das durfte nicht sein, Sie hatten natürlich die Zugangstür zum Leuchtturm wegen des Sturmes verriegelt. Jetzt schien sie sperrangelweit offen zu stehen. Er hörte sie laut klappern. Er musste sie schließen. Sofort, denn sonst würde der Wellengang die Tür aus den Angeln heben. Und dann käme das Wasser in den Turm hinein. Das könnte dazu führen, dass der ganze Turm zerstört werden könnte. Dann würde er einstürzen. Dass musste er auf jeden Fall verhindern. Und von dort schienen auch die menschlichen Geräusche zu kommen. Ein weiblich klingendes Jammern. Natürlich würde er sofort nachsehen, ob da nicht Menschen an ihrem Leuchtturm gestrandet wären. Könnte doch sein. Bei diesem Wetter wäre es durchaus denkbar. Aber als er die Treppe im Turm nach unten ging, überkam ihn ein mulmiges Gefühl. Hieß es nicht, die alten Geister herrschten noch hier? Das Wehklagen der Frauenstimmen wurde lauter, je mehr er die Treppe zum Eingang des Leuchtturmes hinunter schritt. Und er wollte natürlich nur helfen. Unten angekommen öffnete er die Tür des Leuchtturmes und rechnete mit heftigen Sturmböen und Gischt. Doch nichts davon geschah. Er sah drei wunderschöne Frauen auf dem Felsen oberhalb der Anlegestelle hocken. Bitte rette uns, waren die Worte der Frauen, die ihn in einen Bann sogen. aus dem er nicht mehr zurückkommen sollte. Nach drei Tagen ließ der Monstersturm endlich nach. Es wurde ein Boot zum Leuchtturm Ar Men hinausgeschickt. Geplant war, die drei Handwerker aus ihrer sturmbedingten Isolation zu befreien und durch ein neues Team zu ersetzten. Immerhin waren sie wegen des Sturmes schon seit zwei Wochen dort gefangen gewesen. Als die Retter die Eingangstür über den felsigen Zugang zum Leuchtturm erreicht hatten, stellten sie fest: Die massive Holztür, die gerade vor solchen Stürmen wie jetzt gerade überstanden, schützen sollte, war nur angelehnt. Sie betraten in die völlige Stille und Schwärze des Leuchtturmes ein. Keine Kerze brannte. Nichts. Einfach nichts. Von den drei Arbeitern fehlte jede Spur. Man hat bis heute nicht klären können, was sich damals, im Jahr 1880 auf dem Leuchtturm Ar Men nach dem schlimmsten Sturm aller Zeiten zugetragen hat. Aber das gehört dazu: Mythen und Legenden. Und daher gab man ihm an den Kaminen bretonischer Häuser den Namen „Hölle der Höllen“.